Narzissmus in Alltag und Beziehung Blog Weiblicher vs. männlicher Narzissmus Berlin

Weiblicher vs. männlicher Narzissmus

Beim Wort Narzissmus herrscht ein männliches Bild vor und die meisten verbinden den Narzissmus auch mit Persönlichkeiten von Macht, Reichtum oder arroganter Härte. Das stimmt zum großen Teil auch. Was aber gerne übersehen wird, ist die weibliche Form einer narzisstischen Störung. Nach Dr. Bärbel Wardetzki stellen der weibliche und männliche Narzissmus zwei Pole dar, zwischen denen sich die Subtypen bewegen. So ist zu erkennen, dass der weibliche Narzissmus verstärkt auf dem vulnerabel-fragilen und der männliche Narzissmus auf dem exhibitionistisch bzw. grandios-malignen Typus aufbaut. Die weibliche Form ist nach außen eher unscheinbarer, da eher atypische Symptome im Vordergrund stehen und verdeckt wirken, ihr Wesen baut auf der gefühlten Wertlosigkeit auf. Wohingegen der männliche Narzissmus ganz klassisch mit dem allgemein bekannten Imponiergehabe und der eigenen Großartigkeit über das Parkett schwebt.

Beiden Formen gemein ist, dass sie ihr verletztes Selbstwertgefühl, das innere Gefühl der Unzulänglichkeit und Leere, die eigene Wertlosigkeit mit nach außen gezeigter Überlegenheit und Stärke versuchen, zu verbergen. Auch hier gilt, dass es keine Reinform einer Ausprägung gibt und eine strikte Unterscheidung von weiblichem zu männlichem Narzissmus nicht möglich ist. Je nach Kontext, kann bei jedem jede Form in den Vordergrund treten und umgekehrt, die andere Form in den Hintergrund treten.

Weiblicher Narzissmus – schöner Schein!

Der weibliche Narzissmus ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen, da er sich in atypischen Symptomen äußert, die den vulnerabel-fragilen Subtypen auszeichnen. Sie können zurückhaltend, schüchtern, selbstaufopfernd und sogar einfühlsam auf andere wirken. Betroffene sind oft Frauen, die mitten im Leben stehen. Sie sind beruflich erfolgreich, leistungsstark und –orientiert, selbstbewusst, unabhängig, attraktiv, leben eine heile Welt und funktionieren perfekt. In allen Rollen ihres Lebens wollen sie glänzen. Ihre Großartigkeit schreit nicht nach Anerkennung, wie beim männlichen Narzissmus, obwohl sie stets nach dem Ideal-Selbst streben. Ihre Fassade der Hochfunktionalität wird mehr aus eigener Kraft geschaffen, um dann im Schein ihres Hochglanz-Ichs zu strahlen. Anerkennung, Bewunderung ist ihre Krönung und wird in vermeintlicher Bescheidenheit angenommen. Kritik, Ablehnung können sie in tiefe Krisen stürzen. Der Perfektionismus ist ihr rastloser Antreiber, weshalb die Wahrscheinlichkeit für einen Burn-Out hier besonders erhöht ist.

Hohe Ansprüche

Dieselben Ansprüche, die weibliche Narzisstinnen an sich stellen, stellen sie auch meist an ihr Umfeld. Freunde, Familie sind diesen hohen Ansprüchen oft nicht gewachsen und fühlen sich überfordert.

Stilles Leiden

Ein wesentlicher Unterschied zum männlichen Narzissmus ist, dass Betroffene die Kehrseite der verdeckt wirkenden narzisstischen Störung wahrnehmen. Das sind etwa depressive Stimmungen, das Gefühl der Hilf- und Hoffnungslosigkeit, negative Gedankenspiralen, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstzweifel, Identitätszweifel. Nach außen werden diese Symptome um jeden Preis verborgen gehalten, der Schein muss gewahrt werden. Als Kompensationsversuche können sich weitere psychische Störungen entwickeln wie Essstörungen, Substanzmissbrauch, Depressionen. Es herrscht ein stiller Leidensdruck, wohingegen der männliche Narzissmus seine innere Gefühlswelt quasi auf stumm geschaltet hat und durch lautes Getöse im Außen, seine inneren Stimmen übertönt.

Männlicher Narzissmus – alles großartig!

Die männliche Form des Narzissmus‘ ist wohl die populärste Form. Männer, die sich im Scheinwerfer ihrer Grandiosität sonnen, den Applaus und die Bewunderung schon fast einfordern, keine Schwächen zeigen, hochmütig, unempathisch sind, bei Kränkung, Kritik und Ablehnung aggressiv reagieren. So oder so ähnlich kennen diese Form des Narzissmus‘ die meisten von uns. Warum ist gerade diese Form so populär? Der männliche Narzisst wirkt offen, er scheut keine Konfrontation und kann sehr verletzend sein. Ihm ist es egal, ob er mit seiner Art, andere Menschen vor den Kopf stößt und einen Haufen Scherben hinterlässt. Für die Scherben ist nicht er verantwortlich.

Applaus, Applaus, Applaus

Der Applaus ist sein Antrieb, seine Muse, seine Droge. Mehr davon und immer wieder, dann geht es dem Narzissten der grandios-malignen oder der exhibitionistischen Ausprägung hervorragend.

Es geht mir großartig!

Männliche Narzissten sind der Inbegriff von Großartigkeit. Alles läuft super, alles kein Problem. Schwäche? Nicht bei mir! Narzissten scheinen für manch Außenstehende unter Realitätsverlust zu leiden. Offensichtliche Unzulänglichkeiten der eigenen Person werden erbittert abgestritten und sollte es doch einen Zweifel geben, liegt das bestimmt nicht an einem selbst.

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